Operation
Wirbelsäule
Die Wirbelsäule (lat.: Columna vertebralis) ist das Grundgerüst unseres Körpers. Ihr verdanken wir den aufrechten Gang sowie die Stabilisierung von Kopf und Oberkörper. Sie verbindet alle Teile des Skeletts miteinander und ist die Basis für unsere Bewegungsvielfalt.
Die Wirbelsäule besteht aus 24 Wirbelkörpern, die gemeinsam mit den Wirbelbögen den das Rückenmark umschließenden Spinalkanal bilden. Die Wirbelsäule wird im Wesentlichen in drei Abschnitte untergegliedert: Die oberen sieben Wirbelkörper bilden die Halswirbelsäule (cervicaler Bereich), die anschließenden zwölf Wirbelkörper werden als Brustwirbel (thorakaler Bereich) und die letzten fünf Wirbelkörper als Lendenwirbel (lumbaler Bereich) bezeichnet. Ferner gibt es noch die verschmolzenen Wirbel des Kreuzbeins (sakraler Bereich) und des Steißbeins.
Zwischen den einzelnen Wirbelkörpern befinden sich die Bandscheiben, die die Funktion eines Stoßdämpfers übernehmen und somit die Flexibilität der Wirbelsäule garantieren. Sie ermöglichen Streck-, Beug- und Drehbewegungen und verhindern ein aufeinander Reiben von Knochen auf Knochen.
Im Laufe unseres Lebens wird die Wirbelsäule starken Belastungen ausgesetzt. Mögliche Folge sind Verschleißerkrankungen, die häufig äußerst schmerzhaft sind und oftmals zu erheblichen Bewegungs- und Stabilitätseinschränkungen führen.
Nukleotomie
Eine Nukleotomie ist ein minimal-invasives Verfahren zur Behebung eines Bandscheibenvorfalls. Hierbei werden hervorgetretene Bandscheibenanteile entfernt. Der Hauptvorteil gegenüber konventionellen Behandlungen besteht darin, dass der notwendige chirurgische Eingriff vergleichsweise klein und gewebeschonend ist und folglich eine wesentlich geringere Traumatisierung und verkürzte Nachbehandlungszeit nach sich zieht. Auch das Risiko von Narbenbildung ist deutlich geringer.
Folgende Varianten der Nukleotomie werden durchgeführt:
Bei der mikrochirurgischen Nukleotomie wird durch einen kleinen Hautschnitt eine Art Rohr, sog. Spekulumsperrer, über der betroffenen Bandscheibe platziert. Über das Rohr kann ein eingeschwenktes Mikroskop direkt über der betroffenen Bandscheibe positioniert werden, die dann eingeschnitten und ein wenig entfernt wird. Unter visueller Kontrolle wird nun das hervorgetretene Bandscheibenmaterial separiert und mit einer kleinen Zange entfernt. Auch Bandscheibengewebe, das in den Wirbelkanal eingedrungen ist (Sequester), kann mittels dieses Verfahrens entfernt werden.
Bei einer endoskopischen Nukleotomie wird eine Sonde in den Bandscheibenzwischenraum eingeführt, durch welche neben den erforderlichen Operationswerkzeugen auch ein Endoskop hinein geschoben wird. Dieses ist mit einem speziellen Beleuchtungssystem und einer Kamera ausgestattet, so dass während des Eingriffs für den Operateur Echtzeit-Aufnahmen auf einen Monitor projiziert werden. Unter Sichtkontrolle wird dann das hervorgetretene Bandscheibenmaterial sorgfältig selektiert und entfernt.
Die perkutane Nukleotomie mit Laser-Unterstützung ist üblicherweise als Perkutane Laser-Diskus-Dekompression (PLDD) bekannt. Der chirurgische Eingriff ähnelt stark dem Verfahren der endoskopischen Nukleotomie, hinzu kommt lediglich der Einsatz des Lasers. Die durch einen Bandscheibenvorfall hervorgerufenen Schmerzen werden typischerweise durch Druck auf die Nervenwurzel hervorgerufen. Ziel der PLDD ist es, diesen zu reduzieren. Hierfür wird eine Punktionskanüle in die betroffene Bandscheibe eingeführt. Der hierin liegende Laser wird bei exakter Positionierung im Zielgewebe heraus geschoben und die Energie freigesetzt. Diese bewirkt eine Evaporation des dort befindlichen Wassers und folglich eine Schrumpfung des hervorgetretenen Bandscheibenmaterials. Neben dem unmittelbaren Nachlassen des Druckes (Dekompression) führt dieses Verfahren auch zu einer verminderten Wassereinlagefähigkeit der entsprechenden Zellen. Ergebnis ist folglich eine permanente Druckreduktion. Der ganze Eingriff findet unter radiographischer Kontrolle statt.
Am Ende des jeweiligen chirurgischen Eingriffs wird der Hautschnitt mit einem Pflasterverband verschlossen.
Nucleoplasty
Die Nucleoplasty ist ein besonders gewebsschonendes, minimal-invasives Verfahren zur Behandlung von Bandscheibenvorfällen. Diese neuartige Behandlungsmethode mit Laser-Unterstützung (auch als Coblationsverfahren bezeichnet) wird in Deutschland seit 2001 eingesetzt. Hierbei wird in kurzer Vollnarkose oder lokaler Betäubung unter Röntgenkontrolle perkutan eine Sonde in den Bandscheibenkern (Nucleus) eingeführt. Durch die gezielt freigesetzte Laser-Energie (etwa 70°) wird die gewünschte Schrumpfung des Bandscheibengewebes durch Verdampfung erreicht. Das durch den Eingriff verursachte Loch in der Bandscheibe wird beim Herausziehen der Sonde durch den Einsatz eines anderen Lasers wieder zugeschweißt. Dieses Verfahren wird an mehreren Stellen der betroffenen Bandscheibe wiederholt, bis der den Wirbelkanal umgebende Faserknorpelring zurückgezogen hat und kein weiterer Druck auf die dort verlaufenden Nerven ausgeübt wird.
Voraussetzung für den Einsatz dieses Operationsverfahrens ist die weitgehende Intaktheit des Faserknorpelrings an der betroffenen Bandscheibe. Vorteile sind eine vergleichsweise geringe Traumatisierung und kurze Rekonvaleszenzzeit.
Bandscheibenprothese – Halswirbelsäule
Die cervicale Bandscheibenprothese ist indiziert bei schwerwiegenden Bandscheibenvorfällen, Osteochondrose (Veränderung des Bandscheibenknorpels mit einhergehender Wirbelreaktion) und Cervicobrachialgie (in den Arm ausstrahlende sensomotorische Störung der Halswirbelsäule). Dies geht häufig mit anhaltenden starken Schmerzen und/oder neurologischen Einschränkungen einher. Eine Bandscheibenprothese ist in Fällen von Verschleiß der Bandscheiben, einhergehend mit anhaltenden Schmerzen und/oder neurologischen Einschränkungen indiziert. Ziel ist die Wiedererlangung der ursprünglichen Stabilität und Mobilität des betroffenen Wirbelsäulensegments.
Während des Eingriffs wird die degenerierte Bandscheibe entfernt und der entstehende Zwischenraum durch eine individuell für den Patienten optimale Prothese gefüllt. Aufgrund der metallenen Prothesen-Fortsätze entsteht eine Verbindung zu den vor- und nachgelagerten Bandscheiben. Die Prothese wird exakt angepasst, so dass die Verringerung der Höhe aufgrund der langzeitigen Degeneration kompensiert wird. Dadurch erlangen die angrenzenden Gelenke und Bänder ihre notwendige Stabilität zurück, während die normale Mobilität der Halswirbelsäule erhalten bleibt.
Wirbelkörperfusion – Halswirbelsäule und Lendenwirbelsäule
Die Fusion von Wirbelkörpern kann in Fällen von höhergradig instabilen oder beschädigten Wirbelkörpern, typischerweise einhergehend mit anhaltenden Schmerzen und/oder neurologischen Einschränkungen, indiziert sein. In unserem Hause wird dies im Bereich der Halswirbelsäule (cervical) und Lendenwirbelsäule (lumbal) durchgeführt.
Während des chirurgischen Eingriffs werden die benachbarten Wirbelkörper in dem betroffenen Bereich zunächst leicht auseinander gespreizt. Bei der cervicalen Wirbelkörperfusion wird ein spezieller Cage aus Kunststoff oder Titan (alternativ können hierfür auch Fragmente aus dem Hüftknochen entnommen werden) verwendet. Er wird in dem entstehenden Zwischenwirbelraum positioniert, so dass die Wirbelkörper verschmelzen und der entsprechende Bereich stabilisiert wird. Bei der lumbalen Wirbelkörperfusion wird zunächst die Bandscheibe entfernt und in den entstehenden Zwischenwirbelraum wird ein Implantat, welches bis zu einem Dreifachen seiner Ursprungsgröße expandieren kann, eingesetzt. In einigen Fällen ist eine Unterstützung durch einen Fixateur Interna (im Körper verbleibende Schrauben-Stab-Verbindung) notwendig.
Ziel der Wirbelkörperfusion ist eine Reduktion der Schmerzen und eine Steigerung der Mobilität.
Dekompression
Unter Dekompression, auch als sogenannte „undercutting decompression“ bezeichnet, versteht man ein Verfahren, bei dem der Wirbelkanal in dem betroffenen Segment mit speziellen Fräsen eröffnet wird und die die Schmerzen und Einschränkungen verursachende Einengung des Wirbelkanals durch Unterschneidung der Wirbelbögen beseitigt wird. Gewissermaßen wird der zuvor eingeengte Nerv bei diesem Eingriff „befreit“. Gelingt es, die entsprechenden Wirbelbögen nur bis maximal zur Hälfte zur verkleinern, sind in der Regel keine zusätzlichen Versteifungsmaßnahmen erforderlich.